Memminger Zeitung vom 09.07.2002
Mit der Kunsttour auch auf Käsespuren
"ARTour Holzstätt" ist
seit zwei Jahren erfolgreich
Unterallgäu (sm).
Kunst, Kultur - und Käse.
Die Zusammenstellung ist wohl einzigartig für eine künstlerische
Landpartie von Tür zu Tür, hin zu Stationen, die oft nur wenige
Kilometer auseinanderliegen. „Kulturraststätten" sind
es allemal, die von den rund vierzig mitreisenden Gästen im Unterallgäu
besucht und besichtigt wurden: Kunstateliers, Galerien, Ferien- und
Gasthöfe der besonderen Art sowie der Malersaal eines bekannten
Bühnenmalers.
Was vor zwei Jahren mit staatlicher Förderung als bundesweites
Modellprojekt begann, hat sich zwischenzeitlich zu einem ausgewachsenen
touristischen Kunst- und Kulturprojekt gemausert - mittlerweile mit
dem bayerischen Heimatpreis ausgezeichnet. Die Teilnehmer der „ARTour-Runde"
sind zum einen ortsansässige Künstler, zum anderen Landwirte
und Gastronomen.
Bisweilen allerdings kann die Trennung nicht ganz so scharf gezogen
werden: da betreibt ein Bildhauer nebenher die Schweineaufzucht, der
Gastronom wird zum Metzger, der Landwirt zum Gastronom oder Gäste
und Seminarhaus-Betreuer und der Künstler zum Galeristen. Künstler
und Designer Sven Mueller hat das Konzept zu diesem Projekt entwickelt
und mittlerweile gemeinsam mit dem Keramiker Menni Bachauer-der die
Galerie und Kulturraststätte Webams betreibt und dem Markt Rettenbacher
Maler, Medienund Druckkünstler Pit Kinzer weiterentwickelt. Die
Hälfte der 14 Teilnehmer sind inzwischen im Unterallgäu angesiedelt.
Die „Tour de Kultur" begann dieses Jahr im Kunstatelier von
Sven und Jusha Mueller in Stehlings. Von dort ging es dann mit 40 Stundenkilometern
über kleine bis winzige Sträßchen durch idyllische Hügel
und Täler, Wiesen und Wäldchen nach Oberegg.
Im Malersaal von Werner Schmidbauer im Unteregger „Kulturegg",
der dort unter anderem die Bühnenbilder des Ludwig-Musicals schuf,
wurden die Teilnehmer vom überraschend angereisten Unterallgäuer
Landrat Haisch mit zwei selbstgespielten Stücken auf dem Alphorn
empfangen, der sich auf diese Weise bei den Organisatoren des „ARTour
Holzstätt"-Projektes für deren kunsttouristische Initiative
bedankte. Hier erfuhren die Gäste Wissenswertes über die Entstehung
von Bühnenbildern und besuchten die Ausstellung von drallen Frauenfiguren
und keramischer Gebrauchskunst in der angegliederten Ateliergalerie
von Konstanze Schmidbauer.
Vorletzte Kunststation war dann die Galerie am Schloss in Markt Rettenbach
mit Druckwerkstatt von Pit Kinzer. Hier gab es neben der Ausstellung
von großformatigen Fotoarbeiten eine interessante Vorführung
konzeptioneller Computer-Kunst zu sehen.
In bester Laune fuhr die Gesellschaft durch die abendliche Allgäuer
Landschaft zurück in die Holzstätt, zur letzten Station, einem
SalsaKonzert in der Kulturraststätte Webams und deren romantisch
beleuchteten Cocktailbar mit Gastgarten. Einig waren sich die Teilnehmer,
dass dieses Projekt auf fantasievolle Art neue Anstöße vermittelt
und auch weitgereiste Gäste hier eine lebendige und durchaus hochklassige
Kunstszene vorfinden.