Ruhige Flächen, Meditation, Raum ohne Grenzen - dies zieht sich durch die Ausstellung von Pit Kinzer in der Augsburger „Ecke“-Galerie am Elias-Holl-Platz. Sie heißt „Die Ruhe nach dem Sturm“. Könnte sie auch genau so gut umgedreht werden, „Die Ruhe vor dem Sturm“?
In Fotobildern und Holzdrucken hat der 52-jährige Maler, Grafiker und Medienkünstler die Galerieräume mit einer stillen wie rätselvollen Aura belegt. Kinzer, gebürtiger Ottobeurer, nach langen Jahren in Augsburg (Förderpreise für Bildende Kunst, aber auch Literatur) wieder ins Unterallgäu, nach Markt Rettenbach, zurückgekehrt, scheint seine vielfältigen künstlerischen Stärken und Begabungen in dieser Werkschau in subtiler, extremer Vereinfachung komprimiert zu haben: Die konstruktivistische, lapidare Klarheit seiner fast monochromen Formatblöcke in den Holzdrucken lassen den gelernten Architekten sprechen, aber auch den Maler, der Farbklängen nachlauscht; der Grafiker wird spürbar in den chiffre-artigen Oberflächen-Reizungen seiner Holzdrucke.

Maserungen und Muster

Diese Drucke stellen zwei kontrastierende Elemente gegenüber - als Paar oder in Reihung mehrerer Kleinformate. Graue, wie Gesteinsflächen oder Mauerfelder konzipierte rechteckige Räume weisen ein ruhiges bis lebhaftes Spiel an Maserungen, Fältelungen, geriffelten, geritzten Mustern auf - als ob ein stattgefundenes (Natur-?)Ereignis Spuren hinterlassen, sich zurückgezogen hätte. Doch die Spuren auf der Oberfläche könnten ebenso die Ruhe vor einem nächsten Sturm signalisieren. Als Widerklang dazu, im gleichen Format, sind prächtig-kräftige, in sich versammelte Rost-Ton-Monochromien danebengesetzt - sie muten an wie die aus dem grauen Zwillingsbild herausgelöste Energie.
In den Vorderräumen der Ecke-Galerie empfängt Pit Kinzer den Besucher mit eine Serie seiner im Digitaldruck bearbeiteten Fotos, unter dem allgemeinen Titel „amsterdamned“. Reale, eigentlich nüchterne Motive dieser Stadt - Hafen-Anmutungen, Treibstofflager - sind zu blau-wolkigen Visionen und Bildmysterien verfremdet. Die fototechnischen Mittel wurden dabei mit fast „malerischem“ Gestus eingesetzt, der auch impressionistisch, teils sogar pointillistisch wirkt, mit wenigen einfließenden Hell-Tönungen. Dies alles ist noch stärker verdichtet und variiert in den kleinen Foto-Formaten.

Bis zum 16.März; Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 13 Uhr.



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Spuren und stille Kräfte
Zur Ausstellung von Pit Kinzer in der Ecke-Galerie

Augsburger Allgemeine - 19.02.2003
Von unserem Redaktionsmitglied Manfred Engelhardt

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