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PitClown

Donaukurier Ingolstadt 12.05.2003
Karin Derstroff

Konkrete Reliefs, monochrome Holzdrucke, informelle Fotografie und materielles Video: das brachten sie mit zu den Ingolstädter Galerientagen, die Macher des BBK in Bayern. Diesmal nicht die eigenen Mitglieder, sondern vier Funktionäre auf Landesebene und mit ihnen die komplette Redaktion der BBK-Zeitschrift "im bilde" präsentiert der hiesige Profiverband der Künstler zur Kunstblick-Ausstellung in der Theatergalerie - und damit eine moderne, qualitäthafte Schau jenseits von Malerei und Grafik. Viel zu schauen, im meditativen Sinn, gibt es in den Werken von Gertrud Küchle-Braun, Klaus von Gaffron, Hubert Huber und Pit Kinzer.
Letzterer eröffnet im Eingangsbereich der Galerie den Rundgang mit großformatigen Fotodigitaldrucken hinter Glas in träumerisch-tiefer, verschwommener Himmelsbläue. Aus nicht einmal zwei Zentimeter breiten analogen Fotografien ins weit Quadratmeterhafte hinein vergrößert, zeigen sie praktisch nichts und alles: Längst hat sich das eigentliche "Motiv" verströmt zur blaunebligen Fläche, längst führen mysteriöse Schatten, in der Vergrößerung von irgendwoher aufgetaucht, assoziatives Regiment. Brücken, Städte, Menschen? Kunst (auch Kinzers komplizierte Mehrfach-Holzdrucke funktionieren nach dem Prinzip) als Traumschatten, ästhetische Reflexion zu Raum und Zeit.

Fotografie dann auch schräg gegenüber bei von Gaffron. Wie der Allgäuer Kinzer lässt auch der Münchner BBK-Landesvorsitzende sein Motiv verschwinden, freilich auf ganz andere Weise. Ohne Nachbearbeitungen entstehen seine zu Serien zusammengefassten großen Bilder, ihre gegenstandslose Gesamtwirkung aus Form, Licht und Schatten allein aus des Künstlers nahem Umgang und seinen austarierten Positionswechseln (etwa um Fensterbilder) schöpfend. Abstrakte Malerei mit Kamera, schön und beeindruckend.
Malerei mit Lamellen betreibt dagegen Gertraud Küchle-Braun. Konkrete Kunst und in deren klassischer Farbgebung sind ihre Holzreliefs, gebaut aus auf Holzplatten seriell aufgebrachten, zweifarbigen Vertikalleisten: Herrliche Studien zur Standort- und Standpunktfrage, denn Einschnitte und Aussparungen in den Lamellen, das

(beispielsweise) blau und gelb im Wechsel, changieren mit jedem Schritt des Gastes zu neuer Optik. Vexierbilder , konkret: Nicht gänzlich neu, aber überzeugend ausgeführt!
Während Hubert Hubert dann ganz konkret aufs Gegenständliche verweist. "..weg.. (Material in Bewegung)" heißt sein Film, für den der bei Passau lebende Bildhauer Automaterialen wie Glas, Stahl und Gummi zu kleinen Dreiecksskulpturen verbaute und nun quasi wie im luftleeren Raum nacheinander (und zum "Kraftwerk"-Song "Fahrn auf der Autobahn") über die Videoleinwand wirbeln lässt. Ein schräges, spannendes "Memento materiae" ist das, und passt in als virtueller Beitrag bestens in die Qualität der Runde.
Bis 9.6., Di-So 11-18 Uhr