Kunsträume mit Installationen, Aktionen, Interaktionen gab es in diesem Jahr auf internationalen Kunstschauen vorrangig zu sehen. Das ist bei regionalen Sammelausstellungen wie der Ostallgäuer Kunstausstellung, nun zum 24. Mal von der Stadt Marktoberdorf ausgerichtet, schon aus Platzgründen nicht möglich. So hat der Besucher hier die Chance, aktueller Kunst im "klassischen" Sinne zu begegnen, das heißt Bildern, Plastik und Objekten im dichten Neben- und Miteinander. 102 Künstlerinnen und Künstler aus dem Bezirk sind mit ihren Arbeiten vertreten. Dazu kommt eine Sonderschau zu Ehren des im vorigen Jahr verstorbenen Heinz Schubert. Was macht eine Jury mit 350 eingereichten Arbeiten, von denen nur weniger als ein Drittel im Foyer des Modeon Platz finden werden? Dr. Rainer Jehl, Mitglied der Jury, gab bei der Vernissage Handreichungen für Auswahlkriterien. Wie also bei einem gelungenen Werk verschiedene Ebenen von der Handwerklichkeit, Bewältigung des Materials, bis zu Sinn und Bedeutung deckungsgleich sein sollen. Handreichungen zu einem besseren Verständnis, die auch der Ausstellungskatalog in diesem Jahr erstmals versucht durch einige Werkbeschreibungen (Ausstellungsleitung: Museumsleiter Kay Reinhardt). Landschaften, vorwiegend in ihren Strukturen erfasst, und Figürliches, darunter auch Kritisch-Ironisches zum Thema Mensch, sind immer noch dominante Themen, und so vielgestaltig präsentiert, dass es sich noch längst nicht "ausgemalt" hat. Auffallend ist die Vielzahl gelungener plastischer Arbeiten. Darunter fällt die vierteilige keramische Plastik der diesjährigen Trägerin des Johann- Georg-Fischer-Kunstpreises, Jutta Hass, deren halbkugelige Schalen in verschiedenen Phasen den Eingriff der Zeit (oder des Alterns) in einfacher, aber überzeugender Weise vermitteln.

Anja Güthoffs "Wind" fesselt

Unprätentiös auch das Bild "Einmal oben, einmal unten" von Edith Baumann Immenstadt, für das sie mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Hingeritzt in sich überlagernden Malschichten sind menschliche Figürchen, sie erinnern an zufällige Wandkritzeleien. Eine sofort fesselnde Wirkung strahlt das Triptychon "Wind" von Anja Güthoff (in Kaufbeuren geboren, in Augsburg lebend) aus, für das sie den Bürger- Förderpreis erhielt. "Wind" ist ein eher harmloser Titel für die dynamische Kraft und Urgewalt der Naturelemente , die über Menschen und ihre fein ausgedachte Zivilisation hinwegfegt. Noch wenig Zugang findet die Fotografie Zugang in die regionalen Kunstschauen. Hier jedoch überzeugend durch Foto/Digitaldruck "Amsterdamned" von Pit Kinzer mit einer unwahrscheinlich tiefen Bläue und einer Lichterscheinung im Zentrum. (...)

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Es hat sich längst noch nicht "ausgemalt"
Gut 100 Werke bei der Ostallgäuer Kunstausstellung -Sonderschau für Heinz Schubert

Allgäuer Zeitung - Irmtraud Brunk - 08.10.2002

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